Sarganserländer Tunnelträume?

14.07.2016 00:00

Durch den Gubrist wird momentan die dritte Röhre gebohrt, am Gotthard bald die zweite, Küblis hat neuerdings eine Tunnelumfahrung und Ferdi bekommt in Pfäfers sogar seine eigene Brücke. Also haben wir doch sicher auch das Recht auf einen eigenen Tunnel! Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich letzte Woche vom neusten „Generationen-Projekt“ im Sarganserland hörte. Die Rede ist vom Gonzentunnel, welcher dereinst die A3 von Ragnatsch durch den Berg nach Trübbach und dort in die A13 führen soll. Die bestehende Autobahn zwischen Ragnatsch und dem Autobahndreieck Sarganserland im Baschär soll durch eine Kantonsstrasse ersetzt und der Autobahnanschluss Mels/Sargans bei den Einkaufszentren aufgehoben werden.

Fahren zukünftig also Vilterser, Wangser, Sarganser und Melser durch die Dörfer, um die Autobahn beim Anschluss Ragnatsch Richtung Walensee, Zürich, Basel oder Bern zu nehmen? Verlassen die Unterländer Skifahrer die Autobahn in Ragnatsch, um die Pizolbahn in Wangs zu erreichen? Führt dies wirklich zu Entlastungen in den Dorfzentren? Und haben wir auf der A3 überhaupt ein Problem?

Das Bundesamt für Strassen ASTRA hat inzwischen bereits reagiert und auf Anfrage des Regionaljournals Ostschweiz die Ideen für einen Gonzentunnel in das Land der Träume verwiesen.

Als ich mich letzte Woche kritisch zu dieser Idee geäussert habe, hat mich ein Sarganser Gemeinderat dazu aufgefordert, zuerst bitte die Unterlagen zu studieren, bevor ich meine Meinung öffentlich kundtue. Nun, genau dies habe ich getan. Aber nicht am Sonntag, wie genannter Gemeinderat vorschlug. Dafür war mir das Wetter dann doch einfach zu schön!

In der „Netzstrategie MIV Entwicklungsgebiet Pizol-Wartau“ ist neben der langfristigen Ausbauvariante Gonzentunnel auch eine mittelfristig vorgesehene „Ringlösung Sargans“ aufgezeigt. Dabei soll die schon seit den 1980er Jahren diskutierte Ostumfahrung von Sargans im Tiefriet als Kantonsstrasse realisiert werden. Im Gegenzug soll die bisherige Kantonsstrasse Sargans-Trübbach in eine Gemeindestrasse überführt werden. Ein Autobahnhalbanschluss Baltschana soll den Verkehr Richtung Chur / St.Gallen kanalisieren und der bestehende Autobahnanschluss Mels/Sargans soll auf einen Halbanschluss Richtung Zürich zurückgebaut werden. Diese Ideen sind zwar nicht neu, haben aber nach wie vor meine Unterstützung. Ich wünsche den Behörden bei deren Umsetzung mehr Erfolg als ihren Vorgängern.

Wo aber bleiben kurzfristig realisierbare Massnahmen? In Sargans haben wir im Wesentlichen zwei Verkehrsprobleme: Der Durchgangsverkehr von Trübbach über den Schwefelbadplatz zur Autobahn und zu den Einkaufszentren sowie die für Velofahrer extrem gefährliche Bahnüberführung beim Manor. Vor wenigen Jahren wurde uns versprochen, die St. Gallerstrasse so zu beruhigen, dass sich der Durchgangsverkehr auf die bereits bestehende Ostumfahrung von Sargans, nämlich die Autobahn, verlagere. Seitdem herrscht Funkstille. Beim Jordan stehen anscheinend immerhin einige Varianten zur Diskussion.

Ich wünsche mir, dass sich die Sarganser Behörden von unrealistischen Tunnelträumen verabschieden. Die volle Konzentration und alle Ressourcen sind für andere Projekte einzusetzen. Dies in folgender Reihenfolge:

  1. Bahnüberführung Manor (Jordan)
  2. Verkehrsberuhigung St. Gallerstrasse
  3. Ringlösung Sargans

Welche Prioritäten setzst du?

 

Kontakt

Sarganserland aktuell - Blick über den Tellerrand sandra.buesser@catv.rol.ch